
Warum reicht es eigentlich nicht, sich im Glauben an der Bergpredigt und den Gleichnisse Jesu zu orientieren? Die Wundergeschichten sind ja schon schwer zu verstehen, aber dass Jesus am Kreuz gestorben ist und dann wieder auferweckt wurde, das sprengt alles Vorstellungsvermögen unserer modernen und aufgeklärten Zeit und es widerspricht außerdem allen unseren Erkenntnissen.
WeiterlesenDass Menschen Schwierigkeiten haben, das Kreuz Jesu zu akzeptieren, ist nicht neu, denn schon der Apostel Paulus mühte sich ab, das nachvollziehbar und verständlich zu machen (1. Kor 1, 18-29):
Das Kreuz ist für viele eine Torheit; für uns ist es aber Gottes Kraft. Denn es steht geschrieben: „Ich will zunichtemachen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.“ Wo sind die Klugen, wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt mit ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, darum gefiel es Gott, durch die Torheit der Predigt selig zu machen. Die göttliche Torheit ist weiser, als die Menschen sind, und die göttliche Schwachheit ist stärker, als die Menschen sind. Nicht viele Weise, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme sind berufen. Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache. Was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist. Was gering ist vor der Welt und was verachtet ist, das hat Gott erwählt, damit sich kein Mensch vor Gott rühme.
Das Kreuz war in den Augen der Menschen von Anfang an eine Torheit, ein Ärgernis oder Unsinn. Und das nicht nur aus Gleichgültigkeit oder Überheblichkeit von Kritikern und Lästerern. Das Kreuz ist zwar kaum anstößig in unseren Kirchen, auf unseren Friedhöfen, als Schmuckanhänger oder Tätowierung, aber mit der damit verbundenen inhaltlichen Aussage über das Leiden Jesu am Kreuz haben nicht nur die Nicht-Christen Probleme, sondern auch wir selbst haben unsere Zweifel und Anfragen.
Paulus bestätigt, dass es eigentlich verrückt oder irre ist, aber Gott setzt eine solche Torheit in die Welt, um den Menschen dafür die Augen zu öffnen, was sie in ihrer Weisheit und Wissenschaft nicht erkennen. Gott lässt sich ein auf die verrückte Welt mit ihren Widersprüchen und leidet selbst an den Folgen bis zum Kreuz und zum Tod. Gott bleibt nicht teilnahmslos oben im Himmel. Wer das für verrückt hält, mag es tun, für Gott ist es aber die einzige Möglichkeit, seine Welt zu retten. Er zeigt so, dass er zu ihr gehört und den Menschen ganz nahe ist. Die Menschen sind in der Bibel, nicht wie in anderen Religionen Spielzeug der Götter, sondern es tut Gott selbst weh, was sich Menschen untereinander antun.
Das Kreuz macht immer wieder offenbar, dass es im Glauben der Christen nicht nur um die ganz großen Dinge geht, wie Herrlichkeit, Ewigkeit oder Auferstehung, sondern um das Kleinklein im Alltag der Menschen: um Not, Angst, Gewalt und Ungerechtigkeit. Nicht die Großen, die Starken, die Mächtigen, die Angesehenen gehören zur Gemeinde, sondern zuerst die Opfer, an denen Gott nicht vorbeigehen will, und an die er uns in seiner Nachfolge weist. Der christliche Glaube tut nicht so, als gäbe es kein Leid und keinen Tod, er vertröstet nicht billig auf ein besseres „Später“, sondern er begleitet Menschen auf Gottes Weg heraus aus der Not und dem Elend.
Unser Leben und unsere Existenz bleibt zwar auf der oft ungerechten Erde, aber eben nicht aussichtslos und nicht hoffnungslos. Wenn wir daran festhalten, dass Gott am Kreuz unser Leiden, unsere Angst und unsere Unterdrückung begleitet und uns da nicht allein und im Stich lässt, dann werden wir stark, um Zerstörungen, Krankheiten, Tod, Katastrophen, Unfälle, Kriege und Terror auszuhalten. So können wir das Unheil als Torheiten und Dummheiten der Menschen erkennen, aber in dem Wissen, dass alles veränderbar ist und verändert wird. Gottes Wort vom Kreuz hilft uns, den Verstand richtig zu gebrauchen, damit wir nicht trotz unserer Intelligenz zugrunde gehen und die ganze Welt mit ins Verderben reißen. Mit dieser Erkenntnis können Frieden, Gerechtigkeit und Liebe wachsen und die Welt zum Guten entwickeln.
Wolfgang Tereick