Corona-Andacht: Im Wohnzimmer der 12 Apostel

Pentecost
EL GRECO (DOMENIKOS THEOTOKOPOULOS)
Museo Nacional del Prado

Die Pfingstgeschichte nacherzählt… Apostelgeschichte 2,1-13

„Jetzt sitzen wir schon wieder traurig und untätig zusammen“, sagt ungeduldig Matthias, „wozu habt ihr mich in den Kreis der zwölf gewählt, wenn wir bloß traurig sind? Jesus lebt doch, und Petrus hat ihn auch gesehen!“ 

„Ja“ sagt Thaddäus, er lebt zwar, aber wir sehen ihn nicht. Er sagt nichts; er tut nichts. Warum ist nicht alles einfach wie früher?“

Da kommen sie sofort ins Erzählen: Da war noch was los! Petrus erzählt vom großen Fischfang, Levi, wie er vom Zoll wegging, Andreas berichtet von der Speisung der 5000, Johannes erinnert an die Bergpredigt. Jakobus ruft die Heilung des Lahmen ins Gedächtnis, wo sie das Dach abdeckten und den Kranken an Seil vor die Füße Jesu herunterließen.

Bartholomäus schreit dazwischen: „Hört auf! Ich kann’s nicht mehr ertragen. Das Erzählen macht alles nur noch schlimmer.“ Und plötzlich weinen alle.

„Ja, es ist zum Heulen“ meint Philippus. „Jesus ist gar nicht tot, und wir wissen, dass er lebt, aber dennoch sind wir traurig. Da ist doch was verkehrt, so kann das nicht weitergehen. Kommt, wir sind schließlich in Jerusalem und hier ist heute ein Fest: Das 50-Tage-Fest. Das ist das Dankfest für die erste Getreideernte im Jahr.“

„Pengsten, oder so ähnlich“, sagt Jakobus Alfäus, „so heißt es bei den griechisch sprechenden Juden.“ „Pentekoste“ korrigiert ihn der Besserwisser Levi, „ich kann zwar auch kein Griechisch, aber am Zoll habe ich ein paar Brocken aufgeschnappt. Schade eigentlich, dass wir alle nur aramäisch sprechen, aber für uns reicht das ja. Lasst uns versuchen, auch zu feiern und auf andere Gedanken zu kommen und auch mal wieder Gott zu danken.“ Die anderen sind einverstanden.

„Aber bloß nicht draußen bei den anderen“, sagt Thaddäus. „Da sind so viele Fremde, und die kucken uns immer so komisch an, weil wir vom Dorf kommen. Das halt ich nicht aus. Lasst uns hier im Haus bleiben. Lasst uns Gottesdienst feiern.“ „Ja, und Abendmahl!“ ruft Thomas dazwischen.

Jakobus soll anfangen, und er kämpft noch mit ein paar Tränen, als er sagt: „Wir sind hier im Namen Jesu“ und alle sehen sich um und fangen an zu singen.

„Du, Andreas“, sagt Philippus, „meine Angst ist wie weggeblasen. Weißt du was: ich könnte so nach draußen laufen und es allen sagen JESUS LEBT UND WIR LEBEN MIT IHM.“

„Ja“, ruft Levi, „ich glaub, ich trau mich auch“, und bevor Thomas, der Zweifler, sagen kann „Moment, nicht so schnell, wie kommt ihr dazu?“ – Da dreht es sich plötzlich vor ihnen allen, und sie drehen sich mit. Es ist so, als wäre plötzlich ein Wirbelsturm im Haus. Der reißt sie mit. Der reißt sie hoch. Der treibt sie raus aus dem Haus. Und da stehen sie schon alle draußen auf der Straße – noch ganz benommen, aber sie fangen an zu reden, so als hätte ein Feuer sie angesteckt. „Leute, Jesus lebt! Der, den ihr alle für tot haltet, der lebt, und ihr sollt auch leben!“

Die Jünger sind total begeistert! Gottes Geist hat sie wie mit einem Sturmwind ergriffen und zum Reden gebracht. Plötzlich sind sie ‚Feuer und Flamme‘, so als hätten sie Feuer unter dem Hintern und auf der Zunge. Sie können gar nicht mehr aufhören zu reden. Um sie herum sammelt sich eine immer größer werdende Menschenmenge. Von überall strömen sie zusammen, die Festtagsgäste in Jerusalem. 

Alle zwölf reden gleichzeitig und durcheinander, aber trotzdem verstehen alle, sogar die Fremden. Auch die, die gar kein Aramäisch können, das die Jünger sprechen. Die Leute aus Rom, die Latein reden, die aus Athen mit ihrem Griechisch, aus Ägypten, aus Libyen und sonst wo her. Alle verstehen: Die reden von Gott. Die reden vom Leben.

Die Jünger sind begeistert, und die Begeisterung greift über auf andere. Gottes Geist trifft sie alle. „Was soll das noch werden?“ fragen einige, und andere sind sich sicher: „Da ist nix hinter, das läuft sich tot, die spinnen die galiläischen Bauern und Fischer, die sind verrückt oder betrunken, voll von süßem Wein.“ Die gehen ohne Glauben und ohne Hoffnung weiter. Die anderen bleiben und erfahren noch mehr. Sie werden mehr und mehr. Sie werden zur Kirche in der Welt. Wolfgang Tereick