Corona-Andacht: Das menschliche Leben in Gänze angenommen

Jesu Einzug in Jerusalem – Pietro Lorenzetti, 1320

Wochenspruch: Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele (Matth 10, 28).

Liebe Leserin, lieber Leser,                                                        21. März 2021

am kommenden Sonntag beginnt mit Palmsonntag die Karwoche. Der Jubel der Menschen beim Einzug Jesu in Jerusalem steht in größtmöglichem Gegensatz zu seinem Leidensweg, der ihn ans Kreuz auf Golgatha führt. Es ist nur ein kleiner Schritt vom „Hosianna. Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn“ zum Geschrei der Menge vor Pontius Pilatus „Kreuzige ihn!“.  

Jesus hat das kommen sehen. Während seine Jünger auf dem Weg nach Jerusalem noch darum streiten, wer von ihnen im Reich des kommenden Königs von Israel die besten Plätze neben Jesus erhalten soll, macht er ihnen klar, dass daraus nichts wird. Er bereitet sie auf seinen baldigen Tod vor und nennt ihnen den Grund dafür: Sein Leben soll als „Lösegeld für viele“ dienen. Damit deutet er an, dass er durch seinen Dienst, sein Sterben am Kreuz, Erlösung von Sünde und Tod bewirken wird.

Daraufhin, so können wir es uns lebhaft vorstellen, gab es unter seinen Jüngern Widerspruch, Enttäuschung, Ernüchterung und Angst. Wie kann einer sehenden Auges in den Tod gehen? fragten nicht nur Jesu Anhänger damals – diese Frage begleitet die Geschichte der Kirche bis heute. Jesu Tod am Kreuz im Auftrag Gottes war und ist für viele Ärgernis und Stein des Anstoßes. Und doch ist dies zentraler Bestandteil des christlichen Glaubens. Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu, ist nicht ohne Karfreitag zu haben.

Die Botschaft daraus aber bedeutet Trost für alle, die in dunkler Zeit leben und leiden. Jesus, Sohn Gottes und Menschensohn, hat das menschliche Leben in seiner Gänze angenommen, mitsamt dem Leiden. Er lässt uns in schweren Stunden nicht allein, sondern begleitet uns und führt uns weiter auf unserem Weg, so dass wir mit dem Beter des 23. Psalms gewiss sein dürfen: „Und ob ich auch wanderte im finsteren Tal, du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich“. Jesus als der gute Hirte lässt uns nicht im Stich.

Das gilt auch und gerade in Corona-Zeiten, in denen Angst und Sorge groß sind und Hoffnungen auf baldige Impfung durch Negativ-Schlagzeilen immer wieder enttäuscht werden. In alledem gilt es, das Vertrauen und die Hoffnung auf Gottes Beistand festzuhalten und zu bitten:

„Bewahre uns Gott, behüte uns Gott, sei mit uns in allem Leiden. Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe schweren Zeiten“.                       Bleiben Sie behütet!  Ihr Klaus Fleckner