Andacht: Wie lange noch?

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Liebe Leserin, lieber Leser,

nun ist schon ein Monat des neuen Jahres vergangen. Und Impfung hin, Impfung her, die Coronakrise dauert an. Immer wieder wurde das Ende des Lockdowns verschoben, aus triftigem Grund. Manch einer mag bereits die Tage ankreuzen, so wie Gefangene, die sich damit die Zeit ihrer Haft bis zur Freilassung veranschaulichen. Nur dass das Datum unserer Impfung nicht feststeht und auch nicht, wann keine Schutzverordnungen mehr nötig sind. Doch im Blick auf den eigenen Jahreskalender bleiben wichtige Termine mit Fragezeichen versehen: Werden der eigene und all die anderen Geburtstage normal gefeiert werden können? Kann man für dieses Jahr eine Urlaubsreise ins Ausland planen? Wann dürfen Restaurants und Läden wieder öffnen, wann wohl darf man wieder Veranstaltungen besuchen? Ungeduld macht sich breit und die Frage: „Wie lange noch?“

„Wie lange noch?“ – so haben schon die Psalmbeter Israels gefragt und geklagt, wenn sie von Krankheit, Unglück oder feindseligen Menschen bedrängt wurden, und von Gott eine Antwort darauf erbeten. Antworten Gottes auf solch persönliche Fragen sind in den Psalmen nicht überliefert, doch in vielen von ihnen erfolgt am Ende ein Umschwung: Da finden sich dann Worte des Danks, der Zuversicht und der getrosten Gewissheit, dass Gott alles wieder zurechtbringt. Damit sind solche Gebete der alttestamentlichen Frommen wie ein Vorbild oder eine Vorlage für das eigene persönliche Gebet. Im Gespräch mit Gott, aber auch oft mit anderen Menschen finden Leidende und an ihren Sorgen Verzweifelnde wieder neue Kraft. All das zeigt, wie es hilft, seinem Herzen Luft zu machen vor jemandem, der einen hört und versteht. Davon könnten Seelsorger oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge viele Beispiele berichten. Aber auch Menschen, die einfach mal einem guten Freund, einer guten Freundin ihr Herz ausgeschüttet haben. Im offenen Gespräch, sei es im Gebet mit Gott, sei es mit einem Menschen, zu dem wir Vertrauen haben, können wir neuen Mut und neue Kraft schöpfen, auch dann, wenn wir im Kalender kein Datum eintragen können, ab wann denn wieder alles gut ist. Doch das Vertrauen, dass Gott bei uns ist auf all unseren Wegen und alles zu einem guten Ende führt, das kann und soll in uns wachsen und zu Gewissheit und Zuversicht werden. 

Was immer wir eintragen an geplanten oder vorgegebenen Terminen, was immer davon zustande kommt oder wegen Corona oder aus anderen Gründen doch ausfallen muss – es gibt neben unserem einen viel größeren und zuverlässigeren Kalender, der über alledem steht und Grund zum Trost gibt: Es ist der „Kalender“ Gottes, sein Plan für jeden einzelnen Menschen, der Schritt für Schritt unsern Weg durch die Zeit gestaltet und prägt. Was immer er uns auf unserem Lebensweg schickt an Freude oder Leid – am Ende steht das Ziel fest: Gottes Ewigkeit. 

In unserem Kalender enthält der Monatsspruch für Februar in Lukas 10, 20 folgenden Satz Jesu: „Freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.“  Reservierte Platzkarten kennen wir, hier haben wir ein Bild dafür in anderen Worten. Irgendwann – das Datum kennt niemand – darf jeder seinen Platz im Himmel einnehmen. Und all die Kalendereinträge für die Zeit bis dahin spielen dann keine Rolle mehr, nur dies:

Jesus Christus ist bei uns auf unsern Wegen dorthin alle Tage bis an der Welt Ende.       Bleiben Sie behütet und  Gott befohlen!

Ihr Pfarrer Klaus Fleckner